„Vom Tellerwäscher zum Millionär“ ist ein Träumchen, das ganz viele Menschen träumen. Jürgen steckt inmitten in einer solchen Geschichte – mit dem Unterschied, dass er kein Tellerwäscher, sondern Fliesenleger mit kaputter Bandscheibe war und es bis zum Millionär noch ein bisschen hin ist. Aber das kann ja noch werden …
Die Zeit dazwischen gestaltete sich dermaßen verzwickt, dass man die Begebenheiten kaum fassen kann. Die meisten belächelten ihn seinerzeit für sein Vorhaben. Das Wort „Looser“ ist in der Beschreibung in etwa das, was die Leute über ihn dachten. Es sollte ihn über viele Jahre begleiten, denn das Happyend der Tellerwäscher-Millionärs-Story ließ ein bisschen auf sich warten.
Den Kopf dabei in den Sand stecken – das existiert in Jürgens Philosophie nicht. Aufgeben? Never und niemals in diesem Leben. Jürgen war immer überzeugt davon, es zu schaffen und, um ehrlich zu sein, mit dieser Meinung weit und breit so ziemlich allein. Selbst seine Ehefrau stimmte zwischendurch einigermaßen zweifelnde Töne an: „Jürgen, willst du nicht vielleicht doch etwas anderes machen?“
Zurück zum Ausgangspunkt der Geschichte:
Jürgen hat Schmerzen, die sind ihm aber egal. Also ignoriert er sie gekonnt und geht weiter jeden Tag zur Arbeit als Fliesenleger. Irgendwann denkt sich sein Körper „Na, warte, Bursche! Wenn du nicht hören willst, muss ich wohl deutlicher werden.“ Eines Tages kommt er nicht mehr aus dem Bett. Okay, gehe ich halt zum Arzt, denkt er sich. Wobei ‚gehen‘ leicht übertrieben ist. Halbwegs auf allen Vieren dahinschleppend, befördert er sich dorthin. Diagnose seines Arztes: „Knie kaputt, Bandscheibe im Eimer, ich schreibe Sie erst mal krank.“
Danach der übliche Weg: Jürgen wird zur Reha geschickt und bezieht erst Kranken-, danach Arbeitslosengeld – sein Einkommen damit ein Witz. Nach einer langen Odyssee steht fest: Das wird nichts mehr mit der Arbeit als Handwerker. Was stellen wir bloß an mit diesem Wermke? Lustige Ideen wie Umschulung zum Gas-Wasser-Installateur oder Busfahrer machen die Runde. Trotz des Attests, in dem eindeutig steht: keine körperliche Anstrengung, kein stundenlanges Sitzen, kein soundso – die Liste ist lang.
Nachdem dass dann auch mal bei den Verantwortlichen der Behörden im Oberstübchen angekommen ist, lautet die Aussicht: Bleibt wohl nur noch Hartz 4.
„Aber nicht mit mir!“, denkt sich Jürgen und geht die Sache pragmatisch an. Wo kann ich selbst bestimmen, wann ich sitze oder herumlaufe? Dann, wenn ich selbstständig bin. Und was hat 24 Stunden am Tag geöffnet? Das Internet. „Okay, ich mache irgendwas online – Webseiten bauen oder so“, lautet sein Plan. Er hat zwar null Ahnung davon, das hält einen Jürgen jedoch nicht ab.
Zweiter Schritt des Plans: Wo genau mache ich mich selbstständig? Spanien wäre schon cool. Erstens haben er und seine Frau dort sowieso schon ganzjährig eine Ferienwohnung gemietet. Außerdem ist es viel wärmer als in Deutschland. Und dann wären da ja auch noch die Lebenshaltungskosten, die maximal 30 % so hoch sind wie in der Bundesrepublik.
So schnell kann die Welt gar nicht gucken, wie Jürgen seine Zelte in Deutschland abbricht und sich mit seiner Ehefrau in einem alten, klapprigen Polo und seinen restlichen Ersparnissen nach Spanien aufmacht.
Man könnte jetzt vielleicht auf den Gedanken kommen, dass es komplett verrückt ist, was er da macht. Oder auch sehr mutig. Jürgen beantwortet die Sachlage selbst wie folgt: „Ich habe doch nichts zu verlieren. Wenn’s nicht klappt, kann ich immer noch Hartz 4 beantragen. So aber habe ich es wenigstens probiert!“
Apropos probieren: Damit beginnt Jürgens – nennen wir es mal – Test- und Lernphase. Kostet Zeit, Nerven und auch seine letzten Groschen. Denn Jürgen lernt nun „Internet“. Leider recht einseitig das Ganze, wie er bald feststellen muss.
Beispiel:
Er bucht einen superdupi Kurs, wie man Videos erstellt und diese vermarktet. Ein Wochenende in Antalya mit 1:1-Betreuung inklusive. 5.000 Euro kostet das Ganze. So viel vorweg: Der Kurs ist wirklich super. Leider stellt Jürgen kurze Zeit später fest, dass er jetzt zwar weiß, wie man first class Videos erstellt und first class Marketing damit betreiben kann. Doch niemand hat ihm dort gezeigt, wie man Webseiten baut. Ohne Webseite kein Marketing. Also schnell den nächsten Kurs gebucht. So geht das nonstop. Irgendwas fehlt bei jedem Kurs immer.
Jürgen denkt sich irgendwann: „Geht ja gar nicht. Das muss ich ändern. Ich werde Coach für Onlinemarketing und zeige den Leuten ganzheitlich alles, was sie wissen müssen.“ Wie eine Art Wikipedia, bei dem sich Interessierte selbst weiterbilden können im Bereich Online-Marketing – wann sie wollen, was sie wollen und wie sie wollen.
Kurzer Zwischenstopp anderer Art: Durch das viele Auf-die-Nase-Fallen verliert Jürgen nicht nur ein Haufen Geld, sondern auch wertvolle Zeit. Er will ja Geld verdienen. Wenn ihm dabei ständig nur ein paar Wissens-Brocken zugeworfen werden, entpuppt sich der Weg bis zum erdachten Ziel schnell als Ultramarathon.
Damit er den überstehen kann, hilft Mama aus. Sie zieht zu den Wermkes nach Spanien. Mit ihrer Rente kann wenigstens die Miete bezahlt werden. In anderen Worten ausgedrückt ist Jürgen in 2014 völlig abgebrannt. Da sitzt er nun, mittellos als Ausgewanderter Ex-Fliesenleger und Neu-Online-Marketer in seiner Wohnung in Spanien. Andere würden dabei verzweifeln. Er nicht! „Der Tag wird kommen – ich schaffe das!“, ist er nach wie vor überzeugt. Damit sollte er recht behalten und die Wende kündigt sich unverhofft und sehr bald schon an. Zwar auf einem Umweg und auf lustige Weise, doch letztlich ist das ‚Wie‘ ja egal. Hauptsache Ziellinie in Sicht. Und das kam so:
Wie man unschwer erkennen kann, gehört Jürgen zu den beleibteren Zeitgenossen. Abnehmen wäre gut, kriegt er so aber nicht alleine hin. Also sollen es ein paar unterstützende Pillen richten. Welche kaufe ich da jetzt? Seine Frau findet etwas Passendes im Netz. Okay, die nehm ich!
Eine Dose? Ne, mit einer komme ich nicht weit. Bestelle ich drei, kriege ich zudem drei weitere geschenkt. Und für zehn zusätzliche Euro kann ich sogar Partner bei der Firma werden und das Zeug gegen Provision empfehlen. Gekauft!
Kleines Problem an der Stelle der Weiterempfehlung: „Glaubt mir doch mit meiner aktuellen Leibesfülle kein Mensch, wenn ich die Pillen empfehle.“
Pragmatisch und spontan, wie Jürgen so ist, schickt er – mehr aus Jux – folgende Mail an seine Liste:
Betreff: „Jetzt muss ich auch noch abnehmen!“
Inhalt sinngemäß: „Und alles nur, weil meine Frau diese rosa Website hier im Netz gefunden hat.“
Mehr schreibt er gar nicht, Link dazu und fertig. Ab ins Bett, es ist schon spät.
Am nächsten Tag platzt sein Mailpostfach. Drei weitere Tage danach landen plötzlich 1.000 Euro Provision auf seinem Konto. Da kapiert er, dass es auch noch andere Verdienstmöglichkeiten auf dieser Welt gibt. Und da er mit dieser Aktion in der Network-Branche für reichlich Furore sorgte, spricht sich das rasend schnell herum. Es hagelt lukrative Angebote und das Beste davon pickt er sich siegessicher raus.
Die Geschichte in Richtung Millionär nimmt damit deutlich Fahrt auf. Viele schöne Nullen zieren bald schon sein Konto – vor dem Komma, wohl gemerkt. Dass bis zum Millionär noch eine fehlt, sieht er locker und ist ihm ehrlich gesagt auch gar nicht wichtig. Und sowieso bleibt Jürgen bei allem Erfolg immer bescheiden und vorsichtig. Nur eine Sache, bei der kann er nicht anders. So viel Luxus darf jetzt wohl sein! Vom ersten gut verdienten Geld kauft er umgehend ein Cabriolet für seine Ehefrau.
Parallel erfüllt er sich seinen Traum mit dem „Wikipedia“ für Online-Wissen. Darüber hinaus gründet er eine Online-Marketing-Agentur für alle diejenigen, die einen Dienstleister für die Umsetzung brauchen. Damit wird er zur gefragten Schnittstelle zwischen Networking und Online-Marketing sowie zwischen Theorie und Praxis.
Bleibt nur noch eine Sache in seinem Leben, die jetzt noch anzugehen wäre: das Abnehmen. Damals klappte das aus diversen Gründen leider nicht – trotz Pillen. Daher startet er aktuell einen neuen Versuch. Und wer Jürgen kennt, weiß, wie so etwas endet.
Was er sich vorgenommen und in den Kopf gesetzt hat, schafft er auch. Egal, wie lange es braucht oder wie viele Wege er dafür ausprobieren muss. Jürgen bleibt dran – bis zum finalen Happyend!
Ich danke Ulrike Parthen für das Schreiben meiner Lebensgeschichte. Es hat wahnsinnig viel Spass gemacht das Interview mit Dir und wenn ich das Ergebnis sehe kann ich nur staunen, wie Du das zusammengefasst hast.
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